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Die aktuellen Leitzinsanhebungen aufgrund von hartnäckigen Preissteigerungen haben dazu geführt, dass die Renditen von Anleihen gestiegen sind. Nachdem die Anleihemärkte in den letzten Jahren vom günstigen Geld der Zentralbanken berauscht waren, führte die enorme Zinsanhebung zu einer raschen Ernüchterung. Die Folge waren enorme Kursverluste. Durch die Neubewertung erreicht die Rendite vieler Anleihen mittlerweile ein Niveau, welches das Interesse an der Anlageklasse neu belebt. Viele dürften sich nun die Frage stellen, ob Aktien in Anbetracht der gestiegenen Verzinsung an Attraktivität verloren haben, womöglich sogar überbewertet sind.
Ein Weg, diese Frage zu betrachten, ist das FED-Modell. Nach diesem Modell ergibt sich die relative Bewertung von Aktien und Anleihen durch den Vergleich der Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) der jeweiligen Anlageklassen. Nach dem Modell sind Aktien attraktiv bewertet, wenn ihr KGV unter dem von Anleihen liegt. Die dazwischenliegende Differenz kann als Risikoprämie interpretiert werden.
Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen betrug Ende Februar rund 4%. Als Kehrwert der Rendite ergibt sich ein KGV von 25. Das KGV des S&P 500 betrug zum selben Zeitpunkt etwa 21. US-Aktien sind damit vergleichsweise teuer, aber nicht grundsätzlich überbewertet. Die Risikoprämie lässt vergleichsweise wenig Puffer für Enttäuschungen übrig. Sollten die Unternehmensgewinne aufgrund einer Rezession einbrechen oder die Zinsen weiter steigen, besteht ein Risiko für Kursverluste.
Die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen notierte zum Monatsultimo bei 2,7%. Daraus ergibt sich im Umkehrschluss ein KGV von 37. Der DAX notierte dagegen zu einem KGV von 13. Investoren preisen damit in Deutschland eine deutlich höhere Risikoprämie ein. Das Risiko für Enttäuschungen aufgrund sinkender Unternehmensgewinne erscheint hier also geringer.
Entgegen der verbreiteten Meinung sind Aktien nach dem FED Modell also nicht grundsätzlich überbewertet. Allerdings sind Staatsanleihen durch die Rendite von mittlerweile drei bis fünf Prozent wieder eine echte Konkurrenz zu Aktien geworden. Die Zeit von TINA („there is no alternative“) dürfte also vorbei sein.
Ein wichtiger Punkt in der langfristigen Betrachtung ist aber, dass Aktien im Gegensatz zu Anleihen neben den aus Unternehmensgewinnen gezahlten Dividenden auch von Kursgewinnen profitieren. Die Rendite von Anleihen enthält dagegen bereits die erwarteten Kursgewinne. Für Aktien spricht außerdem das aktuell inflationäre Umfeld. Inflation bedeutet letztendlich, dass Unternehmen ihre Preise erhöhen. Diese erhöhten Preise sorgen zumindest nominal für ein Umsatzwachstum und sollten bei gesunden Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht den Wert der Beteiligung und die Unternehmensgewinne steigern. Bei Anleihen ergibt sich dieser Effekt nicht, da ein durch die Inflation getriebenes Umsatz- und Gewinnwachstum nicht an die Gläubiger eines Unternehmens weitergegeben wird. Im Gegenteil – Inflation begünstigt Schuldner durch die Entwertung der Schulden.
Es bleibt festzuhalten, dass Anleihen wieder eine echte Alternative zu Aktien darstellen. Dadurch dürfte das Interesse am klassischen Mischportfolio neu belebt werden. Aktien weisen aber nach wie vor das größere Renditepotenzial auf. Im direkten Vergleich scheinen Aktien nicht überbewertet. Die Risikoprämie bei US-Aktien lässt allerdings nicht viel Spielraum für Enttäuschungen zu. Investoren sollten hier also insbesondere vor dem Hintergrund einer möglichen Rezession qualitativ hochwertige Unternehmen identifizieren, welche auch in unruhigen Zeiten solide Unternehmensgewinne vorweisen können.
Den ursprünglichen Text können Sie hier nachlesen:
https://www.dasinvestment.com/anleihen-oder-aktien-zinsplus-risikopraemie/
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