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Märkte, Veröffentlichungen und Presse
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Liebe Leserinnen und Leser,
nach dem sehr herausfordernden Jahr 2022 kam es im ersten Halbjahr zu einer deutlichen Erholung an den Aktienmärkten. Dabei stand die meiste Zeit die Frage im Mittelpunkt, ob die Notenbanken die Inflation erfolgreich bekämpfen können, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen. Tatsächlich gingen die Inflationsraten in Europa und in den USA spürbar zurück und die Wirtschaft scheint die deutlich höheren Zinsen noch verkraften zu können. An den Aktienmärkten führte das zu teilweise sehr starken Kursgewinnen. Insgesamt stieg der MSCI World dabei um 11,5% und der Stoxx Europe 50 um 9,6%. Während Technologieunternehmen letztes Jahr mitunter die höchsten Verluste zu beklagen hatten, stieg der technologielastige Nasdaq Composite Index mit über 30% besonders stark. Getragen wurde dieser Anstieg größtenteils von einigen wenigen sehr großen Unternehmen, die zuletzt auch als „Glorreiche Sieben“ bezeichnet wurden. Dazu zählen unter anderem die Börsenschwergewichte Apple, Microsoft und Alphabet.
Obwohl Anleihen im letzten Jahr ebenfalls zu den größten Verlierern zählten, konnten sich festverzinsliche Wertpapiere nicht annähernd so stark erholen, wie Aktien. Die Notenbanken in den USA und in Europa setzten ihren Zinserhöhungszyklus weiter fort, reduzierten dabei aber die Höhe der Zinsschritte. Paradoxerweise war die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen in der gleichen Zeit rückläufig. In den USA ging es von 3,84% auf 3,82% zurück und in Deutschland etwas stärker von 2,5% auf 2,4%. Wenn langlaufende Anleihen eine niedrigere Rendite aufweisen, als kurzlaufende, spricht man von einer inversen Zinsstruktur und dies war in der Vergangenheit ein ziemlich zuverlässiger Indikator für eine kommende Rezession.
Der Euro kann auf ein erfolgreiches Halbjahr zurückblicken, in dem er gegenüber vielen Währungen stark zulegen konnte. Mit 12,2% bzw. 11,5% war der Anstieg gegenüber dem Japanischen Yen und der Norwegischen Krone am deutlichsten. Auch gegenüber dem US-Dollar ging es knapp 2% herauf. Nur im Vergleich zum Schweizer Franken und Britischen Pfund büßte die Gemeinschaftswährung 1,3% bzw. 3,0% ein. Die überwiegende Stärke des Euros ist zum einen auf das relativ hohe Zinsniveau und zum anderen auf eine Erholung nach den -stellenweise etwas übertriebenen- Verlusten aus dem Vorjahr zurückzuführen.
Eine drohende Rezession spiegelt sich nicht nur an den Anleihemärkten wider, sondern auch bei den Rohstoffen. Das Industriemetall Nickel sticht dabei mit einem Verlust von 33,9% deutlich heraus. Die historisch bekannte Volatilität sollte aber nicht überinterpretiert werden. Dennoch deuten sowohl der Kupferpreis, mit -2,1%, als auch der Ölpreis, mit -9%, auf eine abkühlende wirtschaftliche Aktivität hin. Ausschlaggebend war hier auch die deutlich geringer ausgefallene Dynamik der chinesischen Wirtschaft, nach den weggefallenen Corona-Beschränkungen. Der Goldpreis ist in diesem Umfeld insgesamt um 5,2% gestiegen. Die leichte Beruhigung an den Märkten und das weiterhin hohe Zinsniveau führten zum Ende des ersten Halbjahres jedoch zu Gewinnmitnahmen.
Überraschenderweise konnten die Märkte alle negativen Meldungen wegstecken und erwarten das bestmögliche Szenario einer sinkenden Inflation bei gleichzeitig moderatem Wirtschaftswachstum. Das erste Halbjahr hat allerdings gezeigt, dass auch andere Szenarien zumindest denkbar sind. Die kräftigen Zinserhöhungen der Notenbanken konnten sich noch nicht vollumfänglich entfalten. Die zeitliche Verzögerung, mit der diese geldpolitischen Entscheidungen wirken, ist nur sehr schwer zu bestimmen. Aktuell zeigt sich der Arbeitsmarkt in den USA als sehr robust. Der private Konsum wird außerdem noch von dem Umstand getragen, dass viele private Haushalte immer noch über Ersparnisse verfügen, die sie während der Corona Pandemie angespart haben. Wenn diese Ersparnisse aufgebraucht sind oder die Arbeitslosigkeit wieder steigen sollte, wird sich das schnell negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Das Bankenbeben im März deutete jedoch schon an, welche Auswirkungen die restriktive Geldpolitik haben kann. Der bisher deutliche Rückgang der Inflationsraten ist zu einem Teil auch auf einfache Basiseffekte zurückzuführen. Da die höchsten Preissteigerungen letztes Jahr im ersten Halbjahr anfielen, ist die Basis, mit der die kommenden Inflationsraten berechnet werden, deutlich niedriger. Folglich ist davon auszugehen, dass die Inflation langsamer zurückgehen wird und die restriktive Geldpolitik damit länger verfolgt werden muss, als manche erwarten. Noch immer bleibt abzuwarten, ob die Notenbanken lieber eine höhere Inflation oder eine schrumpfende Wirtschaft in Kauf nehmen. Hinzu kommen weiterhin ungelöste geopolitische Risiken. Der Krieg in der Ukraine hält weiter an und eine Eskalation im Konflikt zwischen China und Taiwan ist zu unserem großen Bedauern leider nicht auszuschließen.
Der kräftige Kursanstieg bei Aktien lag selbstverständlich auch an dem neu aufgekommenen Thema der Künstlichen Intelligenz. Die Erwartung, dass viele Unternehmen davon zukünftig profitieren werden, führte zu einer deutlich höheren Bewertung und neuen Höchstständen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass sich diese Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte fortsetzt und eine Pause des Anstiegs an den Märkten halten wir für wahrscheinlicher. Positiv stimmt uns jedoch, dass sich die Marktbreite zuletzt gebessert hat. Das bedeutet, dass die Kursgewinne nicht nur auf einige wenige, wie die zuvor erwähnten „Glorreichen Sieben“, zurückzuführen sind, sondern auf eine breite Anzahl von verschiedenen Unternehmen. Die Sommermonate gelten als historisch schwache Börsenmonate, in denen wir Kursrücksetzer aber selektiv für Zukäufe bei qualitativ hochwertigen Unternehmen nutzen werden. Und auch wenn das Renditeniveau bei Anleihen wieder attraktiver geworden ist, sahen wir noch keinen Anlass für Umschichtungen von Aktien in Anleihen. Wir beobachten die Entwicklung der Renditen, insbesondere vor dem Hintergrund der immer noch zu hohen Inflation, aber sehr genau.
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Rechtlicher Hinweis:
Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.